Endlich Flugschüler!
Aller Anfang heißt Blanik

Nun gut, den Rundgang hätten wir hinter uns, Hangars, Flugleitung und Tankstelle gesehen, das Schleppseil geschultert, der Einsaztwagen zieht den Blanik, einer von uns Neuen ist an der Fläche und achtet darauf, dass der Flieger schön gerade gehalten wird. Jetzt den Kuller weg, das ist das Rolldings hinten am Flugzeugschwanz, den Flieger schön in zentriert aufstellen und warten. Einer von uns ist 65, ein anderer zarte 15, die restlichen Flugschüler im Alter dazwischen. Das heißt, Flugschüler kann werden, wer zwischen 15 ist und dem, was der Fliegerarzt gerade noch durchgehen lässt. Also kein echtes Alterslimit.

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EINE FRAGE DER EHRFURCHT
Da steht sie nun, die Handvoll Flugschüler und blicket ehrfürchtig auf ein blechernes Ungetüm namens Blanik, OE-5667. Die Frage stellt sich jeder: "Werde ich dieses Monster, das sich Segelflugzeug nennt, jemals fliegen können?" Der Fluglehrer beruhigend: "Månche könnan heit noch nit fliagen – hahaha!" – Sehr witzig. "Na, Spaß beiseite, ihr werd's segn, es ist ålles nit so schwierig, wie' ausschaug! Wer will der Erste sein?" Natürlich niemand. Na gut, dann eben ich. Erklärt haben sie mir den Flieger ja schon ausführlich, einen dicken Theorieordner besitze ich auch bereits, von mir aus kann's losgehen. Als nun der Gurtverschluss ernsthaft klickt (im geschützten Hangar hat’s mir ja nichts ausgemacht), ist’s vorbei mit meiner, allen Anwesenden vorgegaukelten Coolness. Zwar hockt der Sicherheitsfaktor (= Fluglehrer) auf dem Rücksitz, dennoch, als auch noch die Schleppkupplung klickt und die Motormaschine den "Blechnik" loszieht, weiß ich, wie sich ein Fisch fühlen muss, der am Maul hängend im nächsten Moment aus dem Wasser katapultiert wird. Wie soll ich sagen, mein Schleppflug ist ein Mittelding aus Berg- und Talfahrt und Fliegenfischen zugleich. Mich schmeißt's in alle Richtungen, und ich dachte immer, man wird da automatisch hinten nachgezogen. Nix da, das ist reine Schwerstarbeit!

WAS HAT SEGELFLIEGEN MIT EIERSPEISE ZU TUN?
Zweimal fest an dem gelben Bügel ziehen, ich klinke aus, und vor mir die Fox-Sierra köpfelt in die Tiefe. Wahnsinn! Nun geht's zur Sache. Die Kreise, die ich zu fliegen versuche, nennen Könner aufgrund der wellenartigen Flugzeugbewegungen liebevoll "Eierspeisfliegerei." Und die Landung? Naja, irgendwie merke ich auf meine Ruderbewegungen hin einen harten Widerstand, den ich auf das korrigierende Eingreifen des Sicherheitsfaktors zurückführe. So bleibe ich eben vorerst unbeteiligt und tue nur so, als ob ich mit dem Knüppel steuere. Sieht ja eh keiner. Erster zu sein hat auch den Vorteil, dass man sich dann lässig hinstellen kann und den anderen am Boden, die noch nicht geflogen sind, fachkundig erklärt, was der da oben gerade falsch macht. Der Schmäh zieht aber nicht lange...

SEILRISS UND GEFAHRENEINWEISUNG
So geht das die nächsten Wochen weiter, und ich bekomme immer mehr Übung. Aber dann wird's wieder spannend: Bei der Seilrissübung klinkt der Fluglehrer bald nach dem Abheben für mich völlig überraschend aus, und dann schau, wie du heil nach Hause kommst! Das ist Überraschung eins. Überraschung zwei heißt Gefahreneinweisung. Ich kriege also vorher zur Beruhigung, begleitet vom Grinsen schadenfreudiger Umherstehender, einen Fallschirm umgeschnallt. Es geht auf 1000 Meter über Grund und ich muss laut Fluglehrer den Flieger (gegen meinen eigenen Willen!) in eine "untypische Flugsituation" zwingen. Also ziehe ich am Höhenruder, bis nichts mehr geht, dann noch das Seitenruder bis zum Anschlag, der Blanik stürzt in die Tiefe und beginnt zu rotieren. Wieder heißt's: "Dei Problem, håb's da eh erklärt!" Das Drehen um die vertikale Achse nennt sich Trudeln und da wieder heraus zu kommen, muss man beherrschen! "Nåchdrucken, nåchdrucken!!! Uiiii, dås wird schnöll! Vursichtig åbfångan!!! Ok, passt! Lässig, gö?"

DER TAG DER WAHRHEIT
Doch plötzlich ist er da, der Tag der Wahrheit. 20–30 Alleinflüge habe ich schon hinter mir, nun muss ich nur noch drei Prüfungsflüge ordentlich hinlegen, sauber landen und in einem Kreuzerltest ein paar Hundert Fragen richtig beantworten. Übrigens: Der Fluglehrer hat recht behalten: Ich hab’s geschafft. Und alle anderen auch!

DANKE!
Dieser "Erfahrungsbericht" ist allen unseren ehrenamtlich tätigen Fluglehrern gewidmet. Wir danken euch für eure Geduld, euren Einsatz, eure eisernen Nerven und dass ihr die Verantwortung auf euch nehmt! Von euch das Fliegen zu lernen war genial und hat unbeschreiblich Spaß gemacht!


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Und nach dem Fliegen wird der Flieger gewaschen!